Titane
Ein interessanter Film, Gewinner der Goldenen Palme in Cannes 2021 und für die Oscars 2022 nominiert. Trotzdem werde ich nicht ganz schlau aus ihm.
Die Story: Zu Beginn des Films sitzt ein kleines Mädchen, Alexia, mit ihrem Vater im Auto und stört ihn beim Fahren. Der Vater baut einen Unfall, bei dem Alexia schwer verletzt wird und fortan eine Titanplatte im Kopf sowie eine scheußliche große Narbe davonträgt.
Fast Forward. Alexia ist jetzt erwachsen und jobbt als Messehostess bei Automessen, wo sie erotische Tänze aufführt. Als sie von einem aufdringlichen Messebesucher gestalkt wird, tötet sie ihn. Danach hat sie Sex mit einem Cadillac. Anschließend hat sie lesbischen Sex und tötet noch weitere Menschen, einschließlich ihrer Eltern.
Auf der Flucht erblickt sie ein Fahndungsplakat, mit dem ein seit zehn Jahren verschwundener Junge gesucht wird. Um der Verhaftung zu entgehen, rasiert sie sich die Haare kurz und bricht sich selbst die Nase an einem Waschbecken, damit sie sich als der verlorene Sohn ausgeben kann. Der untröstliche Vater, ein alternder Feuerwehrmann, ist überglücklich, seinen so lange verschwundenen Sohn in die Arme schließen zu können und nimmt ihn in die Feuerwehrkaserne auf (man muss wissen, dass Soldaten in Frankreich statusmäßig Soldaten sind). Alexia, die sich nun Adrien nennt, muss nun ihre Weiblichkeit sowie ihren Schwangerschaftsbauch verbergen, da sie von dem Abenteuer mit dem Cadillac schwanger geworden ist.
Es tritt schwarzes Menstruationsblut aus sowie schwarze Milch aus den Brüsten, die an Motoröl erinnert. „Adriens“ Vater hadert mit seinem Alter und betreibt exzessives Fitnesstraining und verabreicht sich selbst Muskelaufbauinjektionen. Natürlich ist Adriens Vater klar, dass nicht sein Sohn vor ihm steht, aber sein Schmerz und sein Kummer über den verschwundenen Jungen lässt ihn die Realität verdrängen.
Derweil muss sich Alexia/Adrien unter den misstrauischen Blicken seiner Feuewehrkameraden in der virilen Athmosphäre bewähren.
Ein komischer doch auch interessanter Film, der mich von der Ästhetik mit den häufig grellen Lichtern entfernt an Luc Bessons Erstlingsfilm „Subway“ erinnert. Ich habe wohl verstanden, dass es hier um das Spiel bzw. die Überwindung von Geschlechterrollen und -stereotypen geht, aber ansonsten bin ich etwas ratlos.
Der Leichenverbrenner
Eine bitterböse schwarze Satire aus der CSSR von 1969, die nach dem Erscheinen in der Versenkung verschwand und erst 1991 nach dem Zusammenbruch des Kommunismus wieder auf Filmfestivals gespielt und dadurch wiederentdeckt wurde.
Das Setting ist die Tschechoslowakei in den 1930er Jahren. Die Menschen stehen vor der Frage, wie sie sich zum Nationalsozialismus positionieren sollen, dem Kontext entnimmt man, dass das Protektorat Böhmen und Mähren von Hitler noch nicht errichtet wurde.
Der Direktor des Krematoriums Dr. Kopfrkingl steigert sich immer mehr in einen faschistischen Wahn und gleichzeitig einen pervertierten buddhistischen Glauben hinein, der ihm eingibt, so viele Seelen wie möglich zu befreien, d.h. zu töten und zu verbrennen. Schließlich erliegt er der Halluzination, der neue Dalai Lama zu sein und tötet seine Frau und die beiden Kinder, die er im Krematorium verbrennt.
Für Leute mit einer Schwäche für osteuropäische Filme auf jeden Fall interessant. Dadurch dass der Film bei Youtube nur in der OmenglU-Version vorhanden ist, geht einiges an Verständnis verloren, aber die schöne tschechische Sprache rollt und plätschert so lieblich.
Kleine Korrektur: Im Großraum Paris sind Feuerwehrleute Soldaten (und in Marseille Matrosen), im restlichen Frankrich ähnlich wie bei uns Freiwillige und zivil angestellte Hauptamtliche