Mein Interesse hat sich in letzter Zeit von Frankreich nach England bewegt. Ich finde die nämlich witzig mit ihrer Kultur und ihrem Humor, die Engländer.
Zwar ist diese indirekte Kommunikationskultur erstmal gewöhnungsbedürftig, wenn man aus Deutschland mit seiner (allzu) direkten Kommunikationskultur kommt.
Zum Beispiel musste ich lernen, dass wenn ein Brite zum Abschied zu dir sagt: „Lass uns doch bei Gelegenheit essen gehen.“, die eigentliche Botschaft lautet: „Bleib bloß, weg, du Vogel!“.
Aber ich mag ihren Hang zur Exzentrizität und ihre anarchische Kreativität, die gepaart mit diesem typischen Understatement die Absurdität noch witziger hervortreten lässt. Nicht umsonst hatte Monty Python einen bis heute anhaltenden Erfolg.
Was mich zum ersten Video führt: wie wäre es, wenn Europäer Streetfood genauso zubereiten würden wie Inder?
Eine weitere Entdeckung ist Jimmy Mac, der mit seiner zurückgenommenen Ironie Pubs in London rezensiert. Meiner Meinung könnten sich die Deutschen von dieser Attitüde eine dicke Scheibe abschneiden.
Hier stellt er allgemeine Überlegungen zum Thema Bahnhofspubs an.
Ich musste im Juli an dieses Video denken, als das Thermometer an der 40 ˚C-Marke kratzte und ich zu allem Überfluss an dem Tag einen ermüdenden Gerichtstermin außerhalb von Frankfurt hatte. Danach hätte ich bei der Hitze nichts lieber getan als mich in eine Bahnhofsgaststätte zu setzen, die Beine von mir zu strecken und langsam ein eiskaltes Helles zu trinken, um mich zu entspannen.
Früher gab es in Deutschland in jedem Provinzbahnhof eine Bahnhofsgaststätte komplett mir richtiger Küche, Tischen mit karierten Tischdecken und einem Gewürzkarussell mit dem unvermeidlichen Maggi drin.
All das ist leider verschwunden und entweder stehen diese Lokale leer oder es sind unsägliche Fast-Food-Betriebe drin. Schade eigentlich.
Hier noch die Ausdruckspalette im Englischen für Pub:
Sehr lustig ist auch Hailey Morris, deren Stil schon mehrfach kopiert wurde, deren Videos über die Tücken der weiblichen Anatomie und ihren Misshelligkeiten jedenfalls sehr unterhaltsam sind.
Ich lese auch gerne den Substack-Newsletter von Hanif Kureishi.
Kureishi, Sohn eines Inders und einer Engländerin, war in den 80er und 90er Jahren einer der jungen Wilden einer neuen Generation von Schriftstellern mit kolonialem Background, die Erfolg hatten, indem sie sehr geschickt Sex, Homosexualität und Migration verwoben, ohne dass es zu einer unverdaulichen Kost wurde. Diese Schriftsteller waren Wegbereiter für spätere Erfolgsautoren wie Arundhati Roy, standen aber selbst auf den Schultern von Schriftstellern mit radikaler, kompromissloser Prosa wie Khushwant Singh.
Kureishi schrieb das Drehbuch zu dem Film „Mein wunderbarer Waschsalon“.
Erfolg hatte er später mit seinem autobiographischen Roman „Der Buddha aus der Vorstadt“ über sein Aufwachsen in einem Vorwort von London mit seinem Mitschüler Billy Idol. Ein wirklich lustiges und interessantes Buch, das ich empfehlen kann.
Sein weiterer Roman „Das schwarze Album“ behandelt die wachsende Islamisierung und Radikalisierung in der pakistanischen Community von London.
„Intimacy“ sollte man nicht lesen, wenn man gerade eine Beziehungskrise hat.
Vor einigen Jahren hatte Kureishi einen unerklärlichen Sturz, der ihn vom Hals abwärts gelähmt zurückließ. Seine Texte diktiert er nun seinem Sohn Carlo, der sie für ihn tippt und online stellt.
Auch die gelassene Diskussionskultur gefällt mir. Einer der wenigen Podcasts, die ich mir beim Autofahren oder beim Spazierengehen anhöre ist „Triggernometry“ mit Konstantin Kisin und Francis Foster. Die Gästeauswahl nicht bei jedem Mal interessant, aber die Gesprächsqualität ist durchweg hoch. Die Gäste kennen meistens genau ihr Thema und Kisin und Foster stellen kluge Nachfragen.
Dieses Interview mit Roland Fryer fand ich spannend. Fryer ist Professor für Ökonomie an der Harvard Universität und hatte es während der Proteste nach dem Tod von George Floyd unternommen, Daten zu sammeln, die darlegen sollten, dass es bei der amerikanischen Polizei einen rassistischen Bias gegen schwarze Menschen gebe. Seine Forschungen zeigten jedoch das Gegenteil. Da seine Ergebnisse nicht opportun waren, musste Fryer mit erheblichem politischem Widerstand sowie Reaktionen seiner Universitätskollegen umgehen, die sich von ihm abwandten und ihn mieden. Sehr interessant:
Auch interessant ein Gespräch mit einem Labour-Berater, der Cancel Culture rechtfertigt. Das Gespräch wird unbritisch hitzig:
Zuletzt interessant fand ich das Gespräch mit dem Anti-Islam-Aktivisten Tommy Robinson, der allerdings wegen seines Unterschichts-Akzents nicht immer einfach zu verstehen ist:
Wohl bekomm’s!

Die Seite „No Context Brits“ auf Instagram kann ich empfehlen, „A celebration of all things British“, konzentriert sich auf wunderbare Skurrilitäten des britischen Alltags. Ansonsten, zumindest wohldosiert, natürlich Philomena Cunk. 🙂