Die Soldaten der Koalition, die nach Afghanistan einmarschiert waren, hatten, wie es scheint, nicht nur mit Al Qaida und später den Taliban ihre Mühe.
In der Fülle der Artikel über den Abzug der Koalitionsstreitkräfte aus Afghanistan habe ich in mehreren Medien diese interessante Geschichte entdeckt.
Sie spielt sich in der Provinz Helmand, im Süden Afghanistans ab. US Marines hatten eine erhöhte geologische Formation eingenommen, die sich als Beobachtungsposten prädestinierte und die sie „Observation Post Rock“ nannten.
Der Beobachtungsposten wurden im Verlauf an die Briten übergeben, die ihn später wieder in die Hände der US Marines gaben.
Bei näherer Betrachtung war die Bodenerhebung kein Fels, sondern ein Erdsockel mit den Überresten einer eingestürzten Zitadelle oder Festung, wie sich an Gewölben und Mauerresten mit Schießscharten für Bogenschützen zeigte.
Aus welcher Ära die Zitadelle stammte, aus der Mongolenzeit oder gar aus den Eroberungszügen Alexander des Großen, konnte niemand sagen.
Im Lauf der Jahrhunderte und erst recht in den vier letzten kriegerischen Jahrzehnten, die Afghanistan zu erleiden hatte, wechselte die Höhe unzählige Male von einer Konfliktpartei zur anderen.
Aufregend sind indes die Erzählungen der Soldaten, die auf „OP Rock“ stationiert waren. Sowohl die beiden unterschiedlichen Marines-Einheiten als auch das britische Kommando berichteten unabhängig voneinander von unheimlichen Begebenheiten auf dem abgelegenen vorgeschobenen Beobachtungsposten.
Zwar bot die Erhöhung tatsächlich einen guten Überblick über die umgebende Landschaft, jedoch fühlte sich die Soldaten nicht so sehr als Beobachter, sondern vielmehr hatten sie ein unangenehmes Gefühl der Exponiertheit.
Beim Anlegen von Laufgräben kamen menschliche Knochen zum Vorschein, die teils Jahrzehnte, teils Jahrhunderte alt sein mochten.
Die Einheimischen mieden den Hügel, er sei verhext, hieß es.
Bald nach Ankunft begannen die unerklärlichen, übernatürlichen Phänomene. Während tagsüber alles normal war, hatten die Soldaten, die zur Nachtwache eingeteilt waren, das deutliche und unheimliche Gefühl beobachtet zu werden.
In der Hitze des Sommers fühlten sie auf einmal einen eisigen Hauch, wie ein eisiger Atem. Der Wind trug schwadenweise Verwesungs- und Leichengeruch zu ihnen herüber.
Ein Marine berichtet von einer sehr unheimlichen Begegnung in der Nacht. Als er Wache in der Maschinengewehrstellung schob, hörte er wie Ugly Betty, der Hund, den sie in der Stellung als Maskottchen hielten, knurrte und aggressiv bellte.
Um den Grund hierfür herauszufinden, setzte er seine Nachtsichtoptik auf. Doch es waren keine Taliban, die versuchten, den Drahtverhau zu überwinden. In seinen Okularen konnte er deutlich eine Gestalt mit geballten Fäusten erkennen, die in seine Richtung zu blicken schien.
Um sich zu vergewissern, dass er richtig gesehen hatte, wechselte er zur Wärmebildkamera. Dort konnte er jedoch nichts sehen. Als er wieder sein Nachtsichtgerät aufsetzte, stellte er fest, dass die Gestalt in dem kurzen Augenblick an die hundert Meter zurückgelegt haben musste und nun direkt am Stacheldrahtzaun stand. Wieder wechselte er zur Wärmebildkamera, doch kein menschliches Wesen war darauf zu erkennen.
Mehrere Soldaten berichteten unabhängig voneinander von ähnlichen Ereignissen: Schritte auf dem Dach des Unterstands – auf dem sie jedoch niemanden vorfanden – Schreie, Flüstern und deutlich vernehmbare Satzfetzen in russischer Sprache.
War dies nun die Massenpsychose eines im Gefechtsstress überreizten Nervensystems, ein über mehrere Einheiten hinweg organisierter Hoax oder tatsächlich die ruhelosen Seelen gefallener Rotarmisten, die die Wachtposten von „OP Rock“ narrten – die Geschichte zog ihre Kreise, so dass sogar die New York Times und die britische Times die Story aufgriffen.
„Seltsam? Aber so steht es geschrieben…“, hieß es immer am Schluss der „Gespenstergeschichten“-Comics aus dem Bastei-Verlag.
Die Reihe „Paranormal Witness“ hat dieser Geschichte ebenfalls eine Folge gewidmet. Viel Vergnügen!